
Europäische Top-Medien auf TikTok: Daily Mail übernimmt die Führung
[Anmerkung der Redaktion: Wir haben unser bisheriges Ranking erweitert, um ein breiteres Spektrum an Produzenten von Nachrichteninhalten (z. B. Rundfunkanstalten, Infotainment, Nischenproduzenten) einzubeziehen, was den komplexen und unscharfen Charakter des derzeitigen Publikationsraums in den sozialen Medien widerspiegelt. Wenn wir jemanden in unserem Ranking übersehen haben oder Sie weitere Vorschläge haben, senden Sie bitte eine Nachricht an newsroom@thefix.media]
TikTok, die Plattform, die am schnellsten eine Milliarde monatliche Nutzer erreichte, blieb in der Welt der großen Nachrichtenanbieter nicht unbemerkt. Eine wachsende Zahl von Anbietern nutzt die Plattform, um Beziehungen zu einem jüngeren Publikum aufzubauen.

Daily Mail überholt Ac2ality
In den letzten drei Monaten hat sich das Ranking noch einmal verschoben. Die jüngste Bewertung von The Fix, die im Juli dieses Jahres veröffentlicht wurde, sah noch das digitale Nachrichten-Startup Ac2ality an der Spitze. In der neuesten Version wurde das spanische Format entthront und durch das britische Schwergewicht Daily Mail ersetzt.
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Ac2ality behielt aber seine führende Position in Bezug auf das Nutzerengagement bei. Es kann sich weiterhin mit dem höchsten Verhältnis von Likes zu Views unter allen untersuchten Medien schmücken. Die Zahl der Likes stieg um über 20 % auf 163,4 Millionen und damit schneller als die Zahl der Follower, welche um 7 % wuchs (auf 2,9 Millionen) Die Daily Mail verzeichnete unterdessen einen Zuwachs von 24 % auf 3,1 Millionen Follower.
Interessanter ist vielleicht die Frage, warum sich die Daily Mail so stark bei TikTok engagiert (zumal ein Großteil der Inhalte auf Unterhaltung ausgerichtet ist und nicht für die Print- oder Digitalausgabe des Unternehmens wirbt).
Die Antwort könnte in der Demographie der Leser liegen. Wie viele ältere britische Marken sind auch die Leser der Daily Mail "up there" - eine Studie aus dem Jahr 2014 ergab, dass ihr Durchschnittsalter bei 58 Jahren liegt, an zweiter Stelle nach dem der Leserschaft von The Telegraph mit 62 Jahren. Dass sich dies in den letzten sieben Jahren verändert hat, ist unwahrscheinlich
Ein Problem für eine wachsende Zahl älterer Medien. Studien, darunter der Reuters Digital News Report, zeigen, dass Menschen in ihren 40er und 50er Jahren beginnen, für Nachrichten zu bezahlen. Aber selbst dieses unsichere Modell funktioniert nur, wenn man Beziehungen zu einem jüngeren Publikum hat. Andernfalls wird es womöglich bald irgendwann schwierig, noch Leute für sich zu gewinnen, da ältere Leser nicht ewig bleiben - um es ganz offen zu sagen.

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Mittelgroße TikTok-Konten verzeichnen das schnellste Wachstum
Zwischen dem 7. Juli und dem 24. Oktober betrug das durchschnittliche Wachstum für die 30 größten europäischen Medienhäuser knapp über 21 %. Damit liegt TikTok immer noch deutlich vor den meisten sozialen Medien, auch wenn die Dynamik nach dem rasanten Wachstum des letzten Jahres nachlässt.
Interessanterweise sind es vor allem die mittelgroßen Accounts, die das derzeitige Wachstum antreiben. Die Top-5-Konten in der Rangliste wuchsen um knapp über 20 %. Die Positionen 6 bis 20 jedoch um fast 27 % (Hinweis: Einige der Konten weisen keine Wachstumszahlen auf, da sie neu auf der Rangliste sind).
Kleinere Konten, meist mit 100.000 oder weniger Followern, schnitten am schlechtesten ab. Der Durchschnitt für die Positionen 21 bis 30 lag bei knapp über 17 % Wachstum.
Auch lässt sich eine klare geografische Dominanz der großen nord- und westeuropäischen Medien beobachten. Deutschland ist mit neun Konten unter den Top 30 klar führend. Zusammen mit dem Vereinigten Königreich, Frankreich und den Niederlanden machen sie 20 Ränge unter sich aus. Süd- und Osteuropa liegen dagegen weit abgeschlagen (obwohl Spanien dies mit den beiden größten Accounts des Kontinents wieder wettmacht).
Ein Grund für die relativ schlechte Leistung der osteuropäischen Medien ist das feindliche Umfeld, in dem sie arbeiten. Beide belarussischen Medien in der Rangliste sind unter erheblichen staatlichen Druck geraten. Tut.by etwa, die ehemals führende digitale Plattform des Landes, wurde zur Schließung gezwungen (das Konto ist jetzt privat).

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Foto von Solen Feyissa via Unsplash