Weekly Digest: Das mediale Echo der Facebook Papers, Werbung auf Telegram
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Weekly Digest: Das mediale Echo der Facebook Papers, Werbung auf Telegram

Willkommen bei der wöchentlichen Nachrichtenübersicht von The Fix! Jede Woche bringen wir Ihnen wichtige Nachrichten aus der Welt der Medien - und versuchen, sie in einen größeren Kontext einzuordnen.

Die Veröffentlichung der Facebook Papers, einer Sammlung von Dokumenten, die das Innenleben des weltgrößten Social-Media-Dienstes offenlegen, gehörte zu den wichtigsten Medienberichten dieser Woche.

Die Facebook Papers allein sind schon bedeutsam - sie zeigen zum einen gravierende Mängel im Moderationssystem des Unternehmens auf, und zum anderen, dass Facebook unter anderem bei jungen Menschen immer mehr an Boden verliert. Aber die Story birgt auch einen wichtigen Aspekt für die Medien.

Im Gegensatz zu den Facebook Files, einem früheren Leak von Dokumenten, die die Whistleblowerin Frances Haugen dem Wall Street Journal übergab, wurde über die Facebook Papers von einem großen und wachsenden Konsortium bestehend aus mehreren Dutzend Medienhäusern berichtet.

Axios schrieb hierzu, dass die Facebook Papers zeigen würden, dass "Medien zunehmend dazu bereit sind, bei großen, vielschichtigen Geschichten zusammenzuarbeiten". Paul Farhi von der Washington Post unterstreicht ebenfalls die wachsende Bereitschaft von Investigativreportern zur Zusammenarbeit, da die Komplexität der Geschichten, die sie aufdecken müssen, zunehme.

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Die Zusammenarbeit zu den Facebook Papers ist jedoch nicht ohne Spannungen verlaufen. Im Gegensatz zu anderen gemeinsamen und bedeutsamen Recherchen, wie z. B. zu den Panama Papers, wurde das Konsortium ad hoc gebildet, hatte kein zentrales Führungsgremium, und nutzte Slack zur Kommunikation. Der Medienkolumnist der New York Times, Ben Smith, berichtete, dass einige teilnehmende Medien das selbst auferlegte Embargo nicht einhielten und ihre Story früher als geplant veröffentlichten.

Zudem mehren sich auch innerhalb des Konsortiums die Forderungen, die Dokumente öffentlich zugänglich zu machen, anstatt den Zugang auf ausgewählte Medien zu beschränken. Beobachter bemängelten zusätzlich, dass zum Zeitpunkt der Gründung des Konsortiums kein einziges Nachrichtenmedium aus dem globalen Süden mit von der Partie war.

Facebook hingegen veröffentlichte in der Zwischenzeit einen starken Quartalsbericht und benannte seinen Mutterkonzern in Meta um, was sein wachsendes Interesse am Aufbau des Metaverse untermauert. Die Recherchen bezeichnete es derweil als den Versuch, "ein falsches Bild des Unternehmens zu zeichnen".

Telegram, ein Messaging-Dienst, der sich zunehmend zu einer Medienplattform entwickelt, hat seinen Anzeigenservice gestartet. Der Dienst wird auf seinen öffentlichen Kanälen, die mehr als 1.000 Abonnenten haben, ab jetzt Werbung einblenden.

Die Werbeplattform von Telegram wird sich, zumindest in der Beta-Phase, etwas von konkurrierenden Diensten unterscheiden. Allen voran wird die Werbung nicht an den persönlichen Daten der Nutzer ausgerichtet sein. Das bedeutet, dass "jeder Nutzer, der einen bestimmten Kanal auf Telegram anschaut, die gleichen gesponserten Nachrichten sieht", heißt es in der Beschreibung.

Die Anzeigen sind auf 160 Zeichen begrenzt, sollen nicht aufdringlich sein und werden moderiert. Telegrams Führung plant, die Werbeeinnahmen mit den Betreibern von Kanälen zu teilen - allerdings erst, wenn die Anzeigen "vollständig eingeführt sind und es Telegram ermöglichen, seine Grundkosten zu decken".

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Die Behörden in Weißrussland scheinen bei der Bekämpfung der Meinungsfreiheit neue Wege zu beschreiten, denn sie verfolgen zunehmend Personen, die oppositionelle Telegram-Kanäle abonniert haben . Wie die Novaya Gazeta berichtet, "sind nun bis zu sieben Jahre Gefängnis möglich, wenn man unabhängige Telegram-Kanäle abonniert hat".

Anfang dieser Woche wurden in Gomel, einer Stadt im Südosten von Belarus, 30 Personen festgenommen. Die Menschen werden gezwungen, vor der Kamera Geständnisse abzulegen (eine Vorgehensweise, die vom belarussischen Regime häufig eingesetzt wird), in denen sie erklären, dass es ihnen "zutiefst leid tut, extremistische Telegram-Kanäle abonniert zu haben".

Nach Angaben der Novaya Gazeta sind 15 Tage Haft oder eine hohe Geldstrafe üblich. Die Verfolgung von Personen, die unabhängige Telegram-Kanäle abonniert haben, scheint das letzte Mittel des Regimes zu sein, denn anders als Websites können die Behörden diese nicht einfach sperren.

Die gute Nachricht ist, dass Telegram-Kanäle nicht abonniert werden müssen, damit man deren Inhalt lesen kann.

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Foto von Annie Spratt via Unsplash